Rhinanthus glacialis

Scrophulariaceae
(Braunwurzgewächse)

Rhinanthus glacialis Personnat 1863 [Bull. Soc. Bot. France 10, 745]Rhinanthus glacialis

Schmalblättriger Klappertopf

Merkmale
(Pflanze nur blühend sicher bestimmbar!)
Sommer-einjährig, mittelhoch (30–50 cm hoch), zerstreut anliegend behaart, aufrecht, unverzweigt (frühblühende Mittelgebirgs-Rasse) oder verzweigt (spätblühende Tallagen-Rasse); Blätter lanzettlich (bis 7 mm breit), gekerbt, gegenständig; 2-lippige Röhren-Blüten (gelb) in Ähren (mit dreieckigen Hochblättern mit lang begrannten Zähnen), 1,5–1,8 cm lang, Oberlippe stark aufwärts gewölbt, Ober- und Unterlippe deshalb stark spreizend, Zahn der Oberlippe (bis 2 mm) länger als breit, blauviolett; blüht Juni–Mitte Juli (über 700 m), Mitte Juli – August (unter 700 m); Kelch verwachsen 4-zähnig, zur Fruchtzeit aufgeblasen, Frucht eine zusammengedrückte Kapsel.
[ähnlich R. alectorolophus, aber Kelch zottig behaart, Schlund geschlossen, auf kalkreichen Böden; R. minor, Schlund offen, aber Oberlippenzahn (< 1 mm) breiter als lang und Krone gerade, nicht aufwärts gebogen, Röhrenblüte < 1,2 cm; R. serotinus, aber Schlund geschlossen und in Feuchtwiesen]

Areal
Alpen und nördliches Alpen-Vorland (Frankreich bis Slowenien), in D nördlich bis zum Harz.

Ökologie
Auf mäßig trockenen, durchlässigen, stickstoffarmen, stets kalkarmen, sauren bis basenreichen Lehmböden in lückigen, niedrigwüchsigen Magerrasen; in Flügelginster-Weiden, Borstgrasrasen und mageren bodensauren Viehweiden (Goldhaferwiesen).

Gefährdung
D 3; HE 2 (NW 2, NO 2, SW 0, SO 0).Rhinanthus glacialis

Gefährdungsursachen
Neben Nutzungsaufgabe (Brachfallen mit anschließender Gehölzsukzession) und Flächenumwidmung (Bebauung, Aufforstung) im Wesentlichen bedroht durch Nutzungswandel bzw. -intensivierung (Pferdebeweidung, Düngung oder zu frühe Mahd).

Verbreitung
Früher (s) in Süd- und Ost-Hessen von der Ebene (Rhein-Main-Tiefland, Odenwaldrand, Büdinger Wald) bis ins höhere Mittelgebirge (Landrücken, Rhön);  heute (s) nur über 500 m im Taunus und der Rhön.
In allen Höhenbereichen von 100 m (Walldorf 6017/34) bis 950 m (Wasserkuppe 5525/21).
Erste Erwähnung bei Wenderoth (1846: „1825, bei Gelnhausen“).

Vorkommen in Kreisen
Fulda: 5425/14–32 Milseburg südöstlich Kleinsassen (1890 M. Dürer, FR!), 5425/34 Weiherkuppe nordwestlich Abtsroda (2005 U. Barth), 5525/21 Wasserkuppe (2007 U. Barth), 5525/34 Eierhauck südwestlich Rengersfeld (1908 M. Goldschmidt, FR!), 5525/41, Simmersberg (2009, U. Barth), 5624/11–13 Frauenstein westlich Heubach (1973 D. Korneck); Main-Kinzig: 5623/24 südöstlich und östlich Gundhelm (2009 K. Hemm), 5721/33–34 Katz (Heinrichsberg) nordwestlich Gelnhausen (1888 M. Dürer, FR!); Hochtaunus: 5716/41 südlich Oberreifenberg (1999 K. P. Buttler, FR!); Groß-Gerau: 6017/34 westlich Walldorf (Wigand 1891); Stadt Darmstadt: 6018/33 nordöstlich Kranichstein (Schnittspahn 1853); Darmstadt-Dieburg: 6118/23 bei Roßdorf (Schnittspahn 1853), 6118/32 nordwestlich Ober-Ramstadt (Schnittspahn 1853).

Vorkommen in Naturräumen
Nordwest: 302; Nordost: 353, 354; Südwest: 230, 231, 232; Südost: 141, 145.Rhinanthus glacialis

Literatur
Nawrath S. & K. P. Buttler 2000: Rhinanthus glacialis in Hessen. – Bot. Natursch. Hessen 12, 97–111, Frankfurt am MainRhinanthus glacialis * Schnittspahn G. F. 1853: Flora der Gefässe-Pflanzen des Grossherzogthums Hessen. Ein Taschenbuch für botanische Excursinen, 3. Aufl. – Johann Philipp Diehl, Darmstadt. I–LXXV, 1–360. * Wenderoth G. W. F. 1846: Flora Hassiaca oder systematisches Verzeichniss aller bis jetzt in Kurhessen und (hinsichtlich der selteneren) in den nächst angrenzenden Gegenden des Grossherzogthums Hessen-Darmstadt u. s. w. beobachteten Pflanzen, enthaltend die offen blühenden Gewächse. – Theodor Fischer, Cassel. XXVIII + 402 Seiten. * Wigand A. 1879: Flora von Kurhessen und Nassau. Anleitung zum Bestimmen der einheimischen Gefässpflanzen und der wichtigsten Culturgewächse nach natürlicher Methode. Dritte Aufl. – Theodor Kay, Cassel. LX + 428 Seiten.

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